title picture

Hintergrundinformationen

Mobbing unter Jugendlichen ist im schulischen Alltag ein schon länger zu beobachtendes Phänomen, mit dem Jugendliche alltäglich konfrontiert sind. Es beginnt oft als eine eher harmlos eingestufte Neckerei (War doch nur Spaß!) und steigert sich in einem schleichenden Prozess zu Belästigung, Psychoterror bis hin zu massiven Gewalterfahrungen.

Zentral ist dabei die oft zu erlebende „Kultur des Wegschauens“ und die damit einhergehende mangelnde Bereitschaft zur Solidarität von Beteiligten, um sich diesen wahrnehmbaren Mobbingstrukturen gezielt entgegenzusetzen. Oft herrscht auch die Angst vor, selbst zum Objekt von Mobbing werden zu können, die ein persönliches Eingreifen dann verhindert.

Die Coole-Monkeys-Initiative des Bundesverband Kulturarbeit in der evangelischen Jugend e.V. (bka) wurde ursprünglich in Nordrhein-Westfalen (Amt für Jugendarbeit der EKvW / Spiel- & Theaterwerkstatt Villigst) entwickelt.

In Hessen wurden dazu kreative Projektkonzepte entwickelt, um sich über Medienprojekte (Film und Foto), Theaterprojekte in der außerschulischen Jugendarbeit, gezielt auch an Schulen, gemeinsam mit den Teilnehmenden praxis- und lebensweltorientiert zu versuchen mit Spaß diesem Thema anzunähern.
Ziel ist es, mit spiel-, theater- und medienpädagogischen Arbeits- und Lernformen die Problematik des ‚Mobbing im Schüleralltag’ aktiv aufzugreifen und bewusst entgegenwirken zu können.

Natürlich spielt hierbei sowohl die jeweilige Zusammensetzung der Gruppe oder Klasse und deren schon vorhandener Gruppendynamik, die Stärken und Schwächen der einzelnen Gruppenmitglieder, sowie auch die Betrachtung und Wahrnehmung von festgefahrenen Wahrnehmungs- und Deutungsmustern eine wesentliche Rolle in der von den Gruppen zu leistenden Arbeit. Die Auseinandersetzung dient dazu, gemeinsam intensive, produktive und kreative Präventions- und vor allem jugend- und altersgerechte Auseinandersetzungsformen zu entwickeln.

Nach vorheriger theoretischer und spielerisch erlebter Auseinandersetzung mit dem Thema ‚Mobbing’ entwickeln die Jugendlichen mit Unterstützung von pädagogischen Teams eine, auf der Basis eigener Erfahrungen mit dem Thema, verfremdete fiktive Mobbinggeschichte mit teilweise offenem Ende, anhand derer Hintergründe, Täter-Opfer-Zuschauer-Perspektiven, die Eskalationsdynamiken und Deeskalationsideen beleuchtet werden und die dazu Anregungen gibt, eigenständige Handlungsstrategien auszuprobieren und zu entwickeln.

Die Inszenierung und Gestaltung der erfundenen fiktiven Geschichte schafft eine Distanz zur eigenen Situation und Erlebnissen, ermöglicht jedoch in dem geschützten Rahmen Parallelen zu eigenen Erfahrungen zu ziehen und diese auch zu erkennen.

Die Jugendlichen erfahren und lernen sehr viel im Vorfeld über den Entstehungsprozess einer Film- oder Theaterproduktion. Sie erfahren konkret einiges in der Filmarbeit über verschiedene Kameraperspektiven und deren Wirkungen, ebenso die Einflüsse von Musik und Schnitttechnik bei der Medienrezeption, sowie über Bühnenpräsenz, Haltung und Gestik.

Die Schülerinnen und Schüler fungieren als Schauspieler, Kameraführende, Geschichtenentwickelnde, lernen sich so neu kennen und auch ihre Rolle vor und hinter der Kamera oder auf der Bühne zu präsentieren. Dazu werden vielfältigste Methoden und Übungen als Hilfestellung eingesetzt.

Der Film, die Fotostory oder das Theater als Produkt der Auseinandersetzung mit dem Thema „Mobbing im Schüleralltag“ wertet die geleistete Arbeit der jugendlichen Akteure zusätzlich auf und bietet damit eine Grundlage für zukünftige Projekte zur Mobbing-Prävention als impulsgebende (Medien-)Produktion.

Die Tatsache, dass die präsentierten Geschichten oftmals ein offenes Ende aufweisen, bietet viel kreativen Raum zur inhaltlichen Auseinandersetzung und bietet damit diverse Einsatzmöglichkeiten, um konkret die Schlüsselszenen und -figuren zu identifizieren und dazu eigene alternative Handlungsoptionen zu entwickeln und so die dargebotenen Geschichten individuell neu zu interpretieren.

Materialsammlung

Die Materialsammlung ist im Vorfeld und im Rahmen der Filmprojekte zu „Mobbing im Schüleralltag“ entstanden und wurde mit Jugendlichen aus der Ev. Jugendarbeit der beteiligten Kirchengemeinden ausprobiert und die vorgestellten Methoden wurden alle praxisorientiert erprobt.

Die vorgestellten Methoden und Übungen wurden dabei inhaltlich weiter entwickelt und passen zu den unterschiedlichen Veranstaltungskonzepten von der Gruppenstunde, über den Elternabend, Religionsunterricht, Jugendgruppe, Konfirmandenfreizeit, bis hin zum Wochenendseminar und weiteren Angebotsformaten.

Einige der enthaltenen Methoden und Anleitungen basieren auf Übungen, die bereits seit Jahrzehnten in unterschiedlichen Arbeitszusammenhängen kursieren, bereits in diversen Publikationen erschienen sind, und deren Herkunft und Urheberschaft leider nicht eindeutig zurückverfolgt werden können.
Andere Lernarrangements, wie z.B. die „Parcour-Aktionen “ basieren auf dem bekannten Prinzip des Stationenlernens, wurden jedoch explizit für diese Projektarbeit von der hessischen Projektgruppe entwickelt und zusammengestellt.

Das Konzept für die Videofilmarbeit stammt von der Coole-Monkeys-Initiative aus NRW – dem Medienteam der Spiel- und Theaterwerkstatt Villigst.

Die in deren Veröffentlichungen enthaltenen Arbeitsanregungen bildeten die Basis für den Einsatz von Kurzfilmen zur inhaltlichen Bearbeitung.

Der Einsatz des beiliegenden Materials hat sich im Kontext unserer Filmprojekte mehr als bewährt. Bei den Angaben bzgl. der Gruppengröße, notwendigen Rahmenbedingungen, Materialbedarfen etc. handelt es sich um Erfahrungswerte.

Teile der spiel- und theaterpädagogischen Methoden und Übungen entstammen dem Lernkonzept der Modularen Kompaktausbildung „Kulturelle Kompetenz und kreative Gestaltung“ © des Bundesverband Kulturarbeit in der evangelischen Jugend e.V.

Inhaltliche Teile, Methoden und Übungen wurden dem Buch „Alltagshelden“ von Christina Zitzmann vom Wochenschau-Verlag entnommen, das wir an dieser Stelle wärmstens weiter empfehlen wollen, da die Arbeitshilfe die Grundlage der inhaltlich thematischen Auseinandersetzung in der Projektgruppe zum Thema bildete.

Generell ist darauf hinzuweisen, dass die Methoden und Übungen immer der jeweiligen Gruppen- bzw. Klassensituation und den vorgefundenen individuellen Voraussetzungen der Jugendlichen selbst angepasst werden sollten.

Es ist dabei darauf zu achten, dass alle Teilnehmenden ggf. mit Hilfestellung des Teams in die Lage versetzt werden, die Aufgabenstellungen und Übungen auch erfolgreich zu bewältigen.
Zum Beispiel:
Ein Mobbingopfer sollte in einem Film nicht unbedingt wieder ein wehrloses Opfer spielen (müssen), sondern auch in eine andere Rolle schlüpfen (dürfen), um die eigene Perspektive zu erweitern und neue Handlungsmöglichkeiten erlebbar werden zu lassen. Ein unbedachtes Bloßstellen von Jugendlichen ist gerade bei diesem Thema zu vermeiden und im Vorfeld auszuschließen.
Erfolgserlebnisse dagegen sind immer der beste Garant für eine positive Lernerfahrung, diese sind für die Entwicklung junger Menschen absolut wichtig!

Bei auftretenden Fragen und möglichen Anregungen können Sie uns gerne kontaktieren.

Viel Spaß beim Einsatz der Materialien wünschen das Coole-Monkeys-Team aus Kurhessen-Waldeck.

Ein herzlicher Dank geht an dieser Stelle an die Kolleg*innen aus Hessen-Nassau, deren Fotostory, die sich zu einem Theaterstück weiterentwickelt hat, wir hier mitvorstellen können.

Hubert Heck
im Frühjahr 2022

Weiterführende Informationen finden sich auf dem Internetauftritt des bka zum Thema: www.coole-monkeys.de